15. Mai 2022

Tour zur Dachstein Südwandhütte

Heute geht es zusammen in die Berge, an den Fuß des Dachsteins. Als Ziel haben wir uns die Dachstein Südwandhütte ausgewählt. Die Hütte liegt auf 1.910 m Seehöhe und ist während der Wander- und Klettersaison einer der Hauptstützpunkte am Dachstein. Von hier kann man zum Beispiel zur Dachsteinumrundung, der Wanderung über den Pernerweg und zu mehreren Klettersteigen oder zu Kletterrouten in der Dachstein Südwand starten. Die Hütte ist zwar zur Zeit noch geschlossen, aber alleine ihre Lage macht sie schon zu einem lohnenden Wanderziel. 

 

Ersteinmal fahren wir aber mit dem Auto bis zur Talstation der Dachstein Südwandbahn und parken dort. Schon von hier hat man bereits einen tollen Ausblick auf das Dachsteinmassiv. Man kann nun zur Erschließung von Gebirgsregionen, mit Hilfe von Seilbahnen, stehen wie man mag, vieles sehe ich auch kritisch, aber die technische Umsetzung ist oft einfach beeindruckend. Alleine hier zu sehen, wie ca. 1000 Höhenmeter ohne eine einzige Zwischenstütze überwunden werden ist, aus technischer Sicht, für mich beeindruckend.

 

Wir fahren aber heute nicht mit der Seilbahn, sondern starten hier zu unserer Wanderung. Der Weg steig erst mäßig steil, später teilweise etwas steiler an und zieht sich immer an der Südwand entlang. Bereits beim Start sehen wir, dass wir mindestens ein großes Altschneefeld überwinden werden müssen. Da Alexandra und Tristan bisher noch nie Schneefelder überquert haben, zeigen sie sich von dem Anblick durchaus fasziniert. Wir sind uns aber einig, das wir die Tour abbrechen, wenn aus Faszination, Unwohlsein oder Unsicherheit wird. Zumal Tristan ja auch Zwergi über weite Strecken der Tour in der Kraxe tragen wird. Wie wir schnell feststellen, wird es nicht bei einer Überquerung eines Altschneefeldes bleiben. Es reiht sich hier vielmehr ein Altschneefeld an das nächste. Da ich derjenige bin, der die Erfahrung mit solchen Feldern hat, gehe ich jeweils vor um die Tragfähigkeit zu testen. Werden die ersten Schneefelder von meinen beiden noch eher ehrfurchtsvoll und vorsichtig angegangen, so werden sie von Schneefeld zu Schneefeld sicherer. Trotzdem sind wir froh, kurz vor der Dachstein Südwandhütte das, vermeintlich letzte, Schneefeld überquert zu haben. Bei Alexandra schlagen leider zur Zeit mal wieder ihre chronischen Rücken- und Knieprobleme böse zu, so dass die Querungen der Schneefelder, für sie immer unangenehmer werden. Aber es gelingt ihr auch sich, immer wieder, für die Schönheit der Gegend zu begeistern. Manchmal bewundere ich diese Frau für ihre Leidensfähigkeit.

 

An der Dachstein Südwandhütte angekommen genießen wir die Aussicht und die tolle Lage der Hütte. In ein paar Tagen wird auch hier die Saison losgehen und es wird hier nicht mehr so ruhig sein wie heute. Außer uns ist nur noch ein Ehepaar hier oben, das versuchen wird den Hunerscharten Klettersteig zu gehen. Ich bin, in Anbetracht der Menge an Schnee, die hier noch im Berg liegt, von der Idee nicht grade begeister und äußere meine Bedenken auch. Im Laufe des weiteren Gesprächs sagen sie aber zu, die Durchsteigung abzubrechen, sollte wirklich noch übermäßig viel Schnee im Steig sein. Kurz nachdem die beiden Richtung Klettersteig aufbrechen, beginnen wir mit dem Abstieg.

 

Der Weg verläuft nun erst, teilweise schlecht erkennbar, über einen wiesenbedeckten Grat und später über steilere Wiesenpassagen. Kurz bevor wir das Geröllfeld des Scharfensteinbach erreichen, müssen wir nochmals ein Altschneefeld passieren. Diesmal ein sehr unangenehmes. Das Feld ist recht steil und sehr rutschig. Ich entschließe mich, es auf meinen Schuhe gezielt abzurutschen, da ich auf Grund meiner Armprobleme Trekkingstöcke nicht sicher einsetzen kann. Als nächstes folgt Tristan der, mit Zwergi auf dem Rücken, sicher das Feld passiert. Und dann kommt es zu einer Schrecksekunde. Einer von Alexandras Trekkingstöcken verhakt sich, sie verliert das Gleichgewicht und rutscht erst ein paar Meter unkontrolliert ab, bis sie von Tristan gebremst wird. Auch wenn alles gutgegangen ist, sitzt uns der Schrecken doch ordentlich in den Gliedern. Auch Zwergi ist von dem Stunt seiner Mama nicht begeister und fordert unmissverständlich beim nächsten und dann auch wirklich letzten, Schneefeld dazu auf nicht plums zu machen. Als wir das Geröllfeld erreichen gilt es dann noch den Scharfsteinbach zu furten und danach lädt eine Steinformation zu einer Pause ein.

 

Während dieser Pause planen wir die Tour etwas um. Alexandra mag, auf Grund der doch üblen Schmerzen, keinen Anstieg mehr machen. Eigentlich wollten wir von hier, über einen schmalen Steig, wieder zum Parkplatz an der Dachstein Südwandbahn aufsteigen. Nun werden Alex, Tristan und das Zwergi talabwärts bis zum Parkplatz an der Neustattalm wandern, während ich den Steig zum Parkplatz nehme, dort den Wagen abhole und die drei dann aufsammeln werde. Kurz nachdem ich zum Steig abgebogen bin, vermeldet Zwergi dann deutlich und laut „Kai verloren!“ und muss von Alex und Tristan wirklich zum weitergehen überzeugt werden. Sie zeigen ihm wo ich aufsteige und sein Kommentar dazu ist, so wird mir berichtet, „Kai runterkommen!“ Nach einiger Zeit lässt sich der Krümel dann aber wohl doch zum weitergehen überreden, während ich die letzten Höhenmeter des heutigen Tages mache, dabei noch zwei extrem unangenehme Altschneefelder quere, den Wagen abhole und die drei dann aufsammele.

 

Uns allen hat die Tour, zumindest im Nachhinein, wirklich gefallen, obwohl sie, wegen der vielen Altschneefelder, deutlich fordernder war als geplant. Alexandra hat dem Motto eines ihrer Lieblings-Shirts „Ich werde nicht aufgeben, aber ich werde die ganze Zeit fluchen“ alle Ehre gemacht. Trotz der Schmerzen wacker durchgehalten. Allerdings bin ich schon traurig darüber, dass es für sie zwischendurch eine echte Quälerei war.


Morgen lassen wir es dann ruhig angehen und es ist dann Kultur pur angesagt. Es geht zu einem Tagesausflug nach Salzburg. Ach und Zwergi hat sein Definition davon gefunden was Berge sind. Berge sind nur Berge, wenn es keine Bäume mehr gibt und er Fels unter den Füßen hat. Eine sehr gute Definition, wie ich finde.