02. Juli 2021

Meersburg

Die Nächte und ich auf dieser Tour werden einfach keine Freunde. Diese Nacht hat es zwar nicht geregnet, dafür reiß mich der Verkehrslärm der B31 aus den Träumen. Dass die Bundesstraße relativ nahe am Zeltplatz vorbei führt war mir ja klar, dass der Lärm aber, trotz einiger Hecken und Baumreihen zwischen dem Platz und der Straße, derartig deutlich zu vernehmen sein würde nicht. Memo an mich selber an diesem Morgen: In Meersburg, neben anderen Blasenpflastern, die die ich habe sind, entgegen ihrer Beschreibung, nicht wasserfest, unbedingt Ohrenstöpsel besorgen. Und wenn wir schon dabei sind auch eine Schlafmaske.

Nach einem fixen Frühstück machen wir uns, nachdem wir unsere Powerbanks zum aufladen abgegeben haben, auf den Weg zur Bushaltestelle um nach Meersburg zu fahren. Dank der Gästekarten sind die Busfahrten frei, was die Urlaubskasse natürlich freut. Die Busfahrt dauert nur eine kurze Zeit und als wir in Meersburg aussteigen fühle ich mich einfach nur großartig. Meersburg ist eine dieser Städte in meinem Leben die einfach einen ziemlich hohen Sucht-und-hier-hängen-bleiben-Faktor bei mir haben. Einer der Orte, an den ich einen großen Teil meines Herzens verloren habe. Als erstes besuchen wir einen markanten Aussichtspunkt und genießen die phantastische Aussicht. Danach geht es los um schnell eine Apotheke zu finden. Die ist auch fix ausgemacht und ich springe mal eben rein um das benötigte zu kaufen, während Björn draußen wartet. Ich betrete die Apotheke und damit wohl auch so etwas wie ein anderes Raum-Zeit-Kontinuum. Jedenfalls verläuft die Zeit hier drinnen deutlich langsamer als draußen für Björn. Ich gebe es ja zu, ich quatsche mich mit den beiden Damen in der Apotheke etwas fest. Wir kommen vom Hölzchen aufs Stöckchen, ich schwärme von Meersburg und eine der Damen meint dann plötzlich, ich solle doch einfach in Meersburg bleiben. Als ich dann meine, dass ich mir das durchaus vorstellen könne, wenn es in Meersburg Stellen im sozialen Bereich geben würde und eine der Damen meinte, die gäbe es, zumindest in der näheren Bodenseeregion, durchaus, erreichen wir einen fast kritischen Moment dieser Reise. Ich verlasse die Apotheke und treffe auf einen Björn, der wohl schon kurz davor ist, einen Suchtrupp nach mir in die Apotheke zu schicken. Ich erzähle Björn von meinem Gespräch und er eröffnet mir seinen Spezialauftrag, eben mich unbedingt wieder mit nach Münster bringen zu müssen.

Frisch versorgt mit allem nötigen aus der Apotheke machen wir uns dann auf den Weg zur Burg. Ich liebe diese Burg einfach. Jedes mal wenn ich in Meersburg bin muss ich diese einfach besuchen. Sie zählt zu meinen absoluten Lieblingsburgen. Besonders freut es mich aber, dass auch Björn den Besuch genießt und ihm die Anlage auch sehr gut gefällt. Das ganze findet seinen krönenden Abschluss in einem Besuch im Burgcafé auf der Terrasse.

Danach bummeln wir durch die Altstadt und besorgen Björn dabei noch ein paar Badeschuhe. Durch den Tipp eines Freundes auf facebook entschließen wir uns dann noch das Zeppelinmuseum in Meersburg anzuschauen. Obwohl ich Meersburg eigentlich recht gut kenne, kenne ich dieses Museum tatsächlich noch nicht. Und es ist so klein, dass wir es schaffen zweimal daran vorbei zu laufen.

Als wir es aber finden umfängt uns ein ganz besonderer Charme. Das Museum ist ein wirklich kleines, privat geführtes, Museum, gegründet von Heinz Urban, einem von Zeppelinen begeisterten Menschen. Die Anzahl an Originalexponaten ist wirklich beeindruckend. Außerdem wird noch ein sehr lehrreicher Film über die Zeppelinära gezeigt. Und ein absolutes Original ist auch die Dame, die zur Zeit das Museum betreut. Man merkt ihr ihre Begeisterung für Zeppeline und für das Museum an. Da wir recht spät das Museum besuchen, sind wir die letzten Besucher und wir kommen mit ihr, beim gehen, kurz vor Schließung, in ein langes Gespräch. Das Gespräch beginnt bei Zeppelinen und weitet sich aus auf sozialpolitische Themen, Lebenspläne und Lebensauffassungen. Heil- und Sonderpädagogin sei sie früher gewesen und nun lebe sie für das Museum. Natürlich ehrenamtlich. Und genau das ist auch etwas, das für mich zum reisen gehört. Tolle, einzigartige Menschen zu treffen und kennenzulernen. Ich wünsche dieser Frau von ganzen Herzen, dass sie noch lange ihre Leidenschaft leben kann. Wir helfen ihr noch das Museum zu schließen und brechen dann langsam Richtung Bus auf, der uns zurück nach Hagnau bringen wird.

Als wir am Campingplatz ankommen, holen wir unsere Powerbanks ab und gehen zur Zeltwiese. Und diese hat sich mal mächtig gefüllt. Viele, sehr junge Leute haben ihre Zelte aufgeschlagen und es herrscht fast so etwas wie Festivalstimmung. Schön zu sehen, dass so etwas, nach der langen Zeit der Einschränkungen, wieder möglich ist.

Während wir vor unseren Zelten unsere Trekkingnahrung futtern planen wir die nächste Etappe. Eigentlich sollte es morgen, über Friedrichshafen und einem Besuch des dortigen Zeppelin-Museums, weiter bis nach Gohren gehen und von dort am nächsten Tag weiter nach Lindau. Da wir aber nach dem Besuch des kleinen, tollen Zeppelinmuseums in Meersburg eigentlich gar keine Lust mehr auf das große in Friedrichshafen haben, entfällt tatsächlich der eingeplante Höhepunkt dieser Etappe. Ergänzt durch die Information unseres netten Zeltnachbarn in Unteruhldingen, dass diese Etappe eher unschön zu wandern sei, entschließen wir uns die Tour ein wenig umzuplanen. Wir werden morgen mit dem Schiff von Hagnau direkt nach Lindau zu fahren.

Später gehen wir noch mal zum Strand, genießen die tolle Abendstimmung und legen uns dann in die Zelte. Die jungen Menschen auf der Zeltwiese haben sich in Kleingruppen zusammengetan, grillen und hören Musik. Ich gönne es ihnen so, überlege noch, ob ich mich einem der Grüppchen anschließen soll, entscheide mich dann aber doch zu schlafen. Und dank der Ohrenstöpsel gelingt es mir auch fix ins Land der Träume zu gelangen.