01. Juli 2021

Von den Pfahlbauten nach Hagnau

So langsam erübrigt es sich ja fast es zu erwähnen, aber auch diese Nacht hat für ausgiebige Regen-Trommel-Soli auf den Zelten gesorgt. Dementsprechend unentspannt war die Nacht für mich. Ich schleppe mich aus dem Zelt, bereite mir meinen Kaffee und mein Müsli vor und werde fast sofort von unserem Nachbarn, dem sympathischen Berliner, in ein morgendliches Gespräch verwickelt. Wie zum Teufel kann man morgens schon so fit sein und so viel reden? Ich reiße mich zusammen und gebe mir alle Mühe nicht allzu muffelig rüberzukommen, was mir wohl auch gelingt. Ich weiß es wirklich nicht mehr, wie wir vom Wetter, über unsere Zelte, zu den Parallelen der kriminellen Strukturen im Ruhrgebiet und in Berlin gekommen sind. Aber irgendwie sind wir es. Als wichtige Info erhalte ich noch, dass die von uns geplante Strecke von Hagnau, über Friedrichhafen, zum Campingplatz in Gohren nicht wirklich reizvoll sei.

 

Als ich mich dann irgendwann wieder zu unseren Zelten umdrehe, sehe ich, dass auch Björn dem Schlafsack entflohen ist und sein Müsli futtert. Ich geselle mich zu ihm, während die Berliner den Rest ihres Equipment verstauen und die Räder besteigen. Der Plan für heute sieht vor erst die Apotheke aufzusuchen, dann die Pfahlbauten in Unteruhldingen zu besuchen und dann, über Meersburg, nach Hagnau zum Campingplatz Schloss Kirchberg zu wandern. Und ein Blick in den Himmel und die Wetterapp deuten darauf hin, dass das Wetter auch heute, zumindest tagsüber, mitspielen wird. Die Apotheke ist heute fix gefunden. Björn erledigt die Einkäufe während ich über unser Gepäck wache. Danach wird einmal ein Blasenpflaster angelegt, Björn kümmert sich um seine Achillessehne und gut gelaunt geht es in Richtung Pfahlbauten.

 

Auf die Pfahlbauten freue ich mich besonders, da bei mir hier Kindheitserinnerungen wieder wach werden. Als 10 – 12 jähriger hatte ich die Pfahlbauten, bei einem Osterurlaub am Bodensee, besucht. Und schon damals fand ich die ganz dolle. Und da seit damals einige Zeit ins Land gegangen ist, bin ich natürlich auf die Entwicklung gespannt. Und ich werde nicht enttäuscht. Der Rundgang ist absolut lohnenswert. Besonders gut gefällt mir, dass an verschiedenen Positionen Museumsmitarbeiter etwas über das Handwerk etc. erzählen und es einige sehr schöne Replikas von Fundstücken, an diesen Positionen, zu bestaunen gibt. An einer Station entdeckte ich dann Gefäße aus Birkenrinde, die mir bis dahin nur aus der skandinavischen Eisenzeit bekannt waren und so ergibt sich ein schönes Gespräch mit der Museumsmitarbeiterin, dem auch andere Besucher interessiert folgen. Nach dem Rundgang und dem Besuch der Ausstellung im Museum starten wir dann Richtung Meersburg und Hagnau.

 

Die heutige Etappe läuft aber ein wenig unrund. Björns Probleme mit der Achillessehne sind teilweise spürbar aber auch ich komme nicht wirklich in den Tritt. Das liegt sicherlich einerseits an den weniger entspannten Nächten der letzten Tage, die jetzt einfach Körner kosten, andererseits aber auch an der Wegstrecke. Die Strecke ist einfach nicht gut zu laufen. Ein Großteil des Weges ist stark befestigt und verläuft parallel zur Uferstraße. Und so freuen wir uns über das Stück Waldweg, das ein wenig oberhalb der Uferstrasse verläuft. Als wir allerdings Meersburg erreichen, die weiter Wegstrecke abchecken und feststellen, dass diese, auf weiten Strecken einfach reizlos und nur weiter energiefressend sein wird, beschließen wir uns diese letzten 5 Kilometer zu ersparen und mit dem Bus nach Hagnau zu fahren. Von der Haltestelle Hagnau Mitte ist es dann nur noch ein kurzes, schönes Stückchen bis zum Campingplatz Schloss Kirchberg.

 

Auch hier werden wir herzlich empfangen und ernten das erste mal Bewunderung für unser Unternehmen. Radtouren mit Zelt, grade welche mit E-Bikes, sind zwar grade total in, Langstreckenwanderungen, ohne in Pensionen, Hütten oder Hotels, abzusteigen scheint wohl keiner mehr zu machen. Wir dürfen uns den Platz auf der spärlich genutzten Zeltwiese wieder selber aussuchen und man macht uns das Angebot, dass wir unsere Handys und Powerbanks an der Rezeption zum kostenlosen aufladen abgeben könnten. Davon werden wir dann morgen sicherlich Gebrauch machen, zumindest was die Powerbanks angeht.

 

Heute Abend aber werden wir nicht mehr viel machen. Da für heute Nacht und den ganzen morgigen Tag kein Regen angesagt ist nutze ich die Gelegenheit um ein paar Sachen durchzuwaschen und zum trocknen aufzuhängen so wie später dann mich selber, Dank einladender Dusche, mal grundzureinigen. An dem Abend futtern wir jeweils eine unserer Trekkingmahlzeiten und gehen später noch an den Strand des Bodensees um Abend- und Nachtfotos zu machen. Wir haben beide Lust mit den Einstellungen unserer Handykameras rumzuspielen. Das Björn eine wirklich gute Handycamera hat weiß ich ja schon, aber von den Ergebnissen meiner bin ich auch recht angetan. Zumal mein Handy zwar neu, aber nur ein unteres Mittelklassenhandy ist. Dafür finde ich die Fotos wirklich gut. Gegen Mitternacht verziehen wir uns in die Zelte. Morgen geht es nach Meersburg. Ein zweites Ziel, neben den Pfahlbauten, auf das ich mich auf der Bodenseeetappe sehr freue.