07. Juli 2021

Tour am Großen Alpsee und Heimfahrt

Heute ist es dann also so weit. Der letzte Tag unserer Trekkingtour. Viel zu schnell geht dieser Urlaub zu Ende. Aber auch heute sagt uns der Wetterbericht, dass die Entscheidung, den Urlaub heute und hier zu beenden, wohl die richtige Entscheidung zu sein scheint. Für die nächsten 10 Tage ist einfach kein halbwegs stabiles Bergwetter zu erwarten.

 

Zum Abschied zeigt sich das Wetter noch mal versöhnlich und so beschließen wir um den Großen Alpsee zu wandern, bevor wir dann in die Innenstadt und dann später zum Bahnhof gehen werden. Wie wir aber bei der Tourenplanung feststellen, gibt es, entgegen unserer Erwartung, gar keinen Wanderweg der rund um den See führt. Auf der einen Seite des Sees gibt es zwar einen schönen Wanderweg bis zum gegenüberliegenden Ende des Sees, die andere Hälfte des Weges würde uns aber über die Landstraße führen, wozu wir aber mal so was von keine Lust haben. So beschließen wir den Wanderweg hin und zurück zu gehen. Der Weg ist schön, teilweise als Naturlehrpfad, angelegt und lässt sich prima laufen. Und am Ende des Weges lädt dann noch ein, erhöht angelegter, Pausenplatz, mit einer schönen Aussicht, zur Rast ein. Wir genießen hier das letzte Ziel einer Wanderung in diesem Urlaub und kehren bald wieder zurück zu unserem Ausgangspunkt am Campingplatz. Dort setzten wir uns noch mal auf eine Bank direkt am Ufer und genießen einen letzten Blick auf den See.

 

Und hier beim Aufstehen von der Bank, oder ein paar Schritte später, passiert es dann. Ich trete unglücklich auf, belaste das Bein falsch, so dass ich mir das Knie verletzte. Ich weiß im Nachhinein wirklich nicht mehr wie es genau passiert ist. Ich spüre auch erst keine richtig starken Schmerzen, eher ein unangenehmes Gefühl. Nichts was ich erstmal wirklich ernst nehme. Nach einigen hundert Metern werden dann aber doch Schmerzen spürbar, die mich dazu veranlassen meine Kniebandage anzulegen die ich, vorsichtshalber, eingepackt habe, weil das rechte Knie, bei falscher Belastung, ja an und ab mal leicht rumzickt. Auf dem weiteren Weg merke ich aber schon, dass dieser Schmerz anders ist als die bekannten Schmerzen. Vor allem weil der Schmerz an einer ganz anderen Stelle als sonst sitzt. Ich ahne es schon, will es aber noch nicht wahr haben, dass ich mir diesmal irgendetwas ernsteres zugezogen haben könnte. Wir bummeln also noch durch Immenstadt, können uns erst nicht entscheiden wo wir zum Urlaubsabschluss noch mal essen wollen und landen dann doch, wen wundert es wirklich, wieder im „Relax“. Danach geht es dann ab zum Bahnhof.

 

Hier wird es dann wirklich kitschig und sentimental, fast wie in einem Heimatfilm. Die Bewölkung reißt auf und der Mittagberg taucht aus den Wolken, im Sonnenschein, auf um sich von uns zu verabschieden. Schluss, aus. Das ist einfach zu viel für mich. Ich kann ein paar Tränen nicht zurückhalten. Es ist für mich eh immer schwer aus den Bergen wegzufahren. Heute, unter den besonderen Bedingungen, aber erst recht.

 

Der Rest ist schnell erzählt: Auf der Fahrt nach Augsburg fängt das Knie richtig an weh zu tun. So stark, dass ich in Augsburg kaum die Treppen rauf und runter komme. Ich möchte Björn aber nicht damit belasten und beiße die Zähne zusammen. Das gelingt mir so gut, dass Björn mir später sagen wird, dass er nichts davon mitbekommen hat wie schwer mir die Treppen gefallen sind. Spätestens hier wird mir dann klar, dass wir den Urlaub, nach dem Missgeschick, eh hätten abbrechen müssen. Man kann nun darüber spekulieren ob das so überhaupt passiert wäre, wenn wir uns nicht zum Abbruch entschlossen hätten, weil wir dann ja gar nicht dort gewesen wären wo es passiert ist. Aber was würde das bringen? Das Knie hat nun einen Schlag.

 

Ab Augsburg haben wir dann ein Abteil für uns alleine, so dass ich mich über 3 Sitze hinweg hinlegen kann und so auch etwas das Knie entlasten kann. In Köln fällt mir das Laufen dann nicht mehr ganz so schwer und in Hiltrup schaffe ich es dann auch vom Bahnhof heim zulaufen.  Und so endet der Urlaub einfach ganz anders als geplant. Körperlich bin ich zwar schon hier, seelisch aber noch in den Bergen. Eine alte Weisheit, angeblich der  Native Americans, fällt mir ein. "Wir müssen von Zeit zu Zeit eine Rast einlegen und warten, bis unsere Seelen uns wieder eingeholt haben". Wie passend. Und ich weiß und ahne, dass meine Seele noch einige Zeit brauchen wird um mich wieder eingeholt zu haben.