04. Juli 2021

Sightseeing durch Lindau

Ich werde wach, nehme die Ohrenstöpsel raus und freue mich darüber, dass ich keinen Regen auf dem Zelt höre. Ich krieche aus dem Zelt und werde von gutem Wetter begrüßt. Da es deutlich vor der verabredeten Aufstehzeit ist, beschließe ich mir einen Kaffee zu machen, an das Ufer zu gehen und den Tag dort zu beginnen. Ich setzte mich auf die Mauer und genieße den Morgen. Ich komme mit einigen anderen Campern ins Gespräch, die mich fragen ob ich mich hier auskennen würde. Ich antworte, dass das ganz darauf ankäme worum es gehen würde. Da es um Landmarken an den diversen Uferabschnitten geht kann ich wirklich helfen. Und so kommen wir vom berühmten Hölzchen aufs Stöckchen, ich quatsche mich fest und erkenne dann plötzlich, dass ich mal fix zu den Zelten zurück sollte, bevor Björn eine Vermisstenmeldung rausgibt. Björn sitzt schon vor dem Zelt und bereitet sein Frühstück vor. Und auch wenn er sich etwas darüber gewundert hat, wo ich denn wohl sei, ist es ihm ganz recht, dass er den Morgen alleine starten kann, da er nicht so gut geschlafen hat und eine längere Anlaufzeit benötigt. Nach dem Frühstück packen wir unsere Powerbanks in die hier angebotenen Ladeschränke und machen uns mit dem Bus auf den Weg nach Lindau.

 

Hier angekommen geht es erst mal zum Bahnhof. Morgen wollen wir ja weiter nach Immenstadt. Nachdem ich mich tierisch über eine Frau aufrege, die ihren Hund einfach in die Bahnhofshalle pissen lässt erachten wir es als besser, dass Björn sich um die Fahrkarten kümmert. Ich bin schlagartig, zumindest kurzfristig, nicht mehr sozialkompatibel. Mit den Gästekarten kommen wir tatsächlich bis kurz vor Immenstadt und müssen so tatsächlich nur noch einen geringen Betrag pro Person zuzahlen. Und da die Verbindung eine Regionalbahn ist, besteht auch keine Zugbindung. Prima, das hat doch schon mal geklappt.

 

Danach starten wir dann das typische Touristen Programm. Wir bummeln durch die Stadt und Björn kauft sich im Insel-Outlet ein kleines 10 Liter Daypack, damit ich, bei Stadtbummeln, zukünftig nicht mehr den Kram von uns beiden tragen muss. Er bekommt noch ein Schlauchtuch mit der Aufschrift „I love Lindau“ geschenkt. Bei manchen Dingen bin ich komisch und kitschig. Ich gehe also in den Laden und frage ob die Teile auch käuflich zu erwerben seien oder ob es die nur als Zugabe zu Käufen gebe. Die freundliche Verkäuferin meint ich könne durchaus eines kaufen. Das würde aber 10 € kosten und das sei es einfach nicht wert. Deswegen würden sie die Teile auch bei einem Kauf von mindestens 20 € verschenken. Das ist jetzt schon eine lustige Strategie, aber ich finde es echt nett, dass sie mir so ein überteuertes Teil nicht verkaufen möchte. Als ich wieder rauskomme, fragt mich Björn ob ich nicht einfach seines haben wolle, er könne es eigentlich gar nicht gebrauchen. Was für eine Frage. Aber sicher doch. Gesagt getan und schon trage ich es als Kopftuch.

 

Die Altstadt auf der Insel ist wirklich toll. Auch wenn man sich von den Touristenschwerpunkten etwas entfernt. Überall gibt es irgendetwas zu entdecken und die Zeit vergeht im Flug. Zwischendurch machen wir eine Pause um eine Kleinigkeit zu essen. Wir finden einen kleinen Laden, den „Kiosk zum Römus“, der ein Gemisch aus Andenkenladen und Schnellimbiss ist und zu günstigen Preisen lokale Speisen und Imbissbudenklassiker anbietet. Ich nehme frischen Fleischkäse mit Pommes und Björn eine Currywurst, Pommes Mayo. Portion, Qualität und Preis überzeugen. Und das direkt am Hafen. Mein absoluter Tipp für gutes und recht günstiges Essen in Lindau. Danach bummeln wir weiter durch die Stadt und leider schlägt das bisher gute Wetter etwas um. Es fängt leicht an zu regnen. Trotzdem beschließen wir unseren Lindautrip noch mit einem Eis abzuschließen. Eis geht einfach immer.

 

Wir nehmen den Bus zum Campingplatz und kaum sind wir dort angekommen, öffnet der Himmel seine Schleusen. Zwischen zwei Megaschauern retten wir uns erst mal in die Zelte und beschließen abzuwarten, was der Abend noch bringen mag. Ich schnappe mir mein Smartphone um mich unter ein Abdach zu begeben um mal einen kurzen Statusbericht an Schwesterlein abzusetzen und mit ihr zu chatten. An meinem Zeltplatz habe ich nämlich mieses Netz. Ich chatte kurz mit Schwesterlein und quatsche dann noch mit zwei niederländischen Mädels, die sich, mit ihren Pizzen, unter das Abdach gerettet haben. Als der Regen dann etwas nachlässt begebe ich mich wieder zu den Zelten und Björn. Ich entschuldige mich bei Björn dafür, dass es etwas länger gedauert hätte, ich mich aber mit zwei Mädels festgequatscht hätte. Björn lacht nur und meint er hätte sich langsam daran gewöhnt, dass ich, wenn ich nur mal eben kurz etwas machen wolle, mich garantiert festquatschen würde und es etwas länger dauern würde. Ups.

 

Da wir einfach keine Lust haben uns, bei strömendem Regen, vor den Zelten, eine unserer Trekkingmahlzeiten zu machen, das Restaurant direkt am Campingplatz leider ausgebucht ist, beschließen wir in das nahegelegene Restaurant mit Pizzeria, an der Hauptstraße, zu gehen und entweder dort zu essen oder, wenn es keinen Platz mehr gibt, Pizzen zum mitnehmen zu holen. Und was wir dort erleben sprengt dann wirklich alle Erfahrungen, die ich bisher mit unfreundlichem Servicepersonal jemals gemacht habe. Auf die Frage ob noch zwei Plätze frei sind kann man uns, recht pampig, erst mal keine Auskunft geben. Nachdem wir dann zum nachfragen weitergeschickt werden, dort dann erfahren, dass keine Plätze mehr frei seien, beschließen wir uns, trotz allen Ärgers über die Unfreundlichkeit, Pizzen zum mitnehmen zu bestellen. Nur widerwillig wird meine Bestellung aufgenommen, so widerwillig, das sich Björn kurzfristig überlegt dort nichts zu bestellen. Es siegt dann aber der Hunger. Die Pizzen selber sind gut, dass muss ich sagen, aber das absolut unfreundliche Verhalten geht gar nicht. Das hat sich auch deutlich in meiner Google Rezension ausgedrückt. Ganze 2 Sterne.

 

Wir retten uns mit den Pizzen, zwischen zwei Megaregengüssen, in den Aufenthaltsraum des Campingplatzes und futtern sie genüsslich weg. Nachdem der Regen dann doch mal aufgehört hat holen wir unsere Powerbanks aus dem Ladeschrank und gehen zu den Zelten zurück. Björn ist an diesem Abend für keine Aktivitäten mehr zu begeistern. Ich mache mir noch einen Kaffee und gehe noch mal an das Ufer des Sees. Setzte mich dort auf die Mauer, unterhalte mich noch etwas mit anderen Leuten und geh dann später auch zurück zum Zelt. So langsam kotzt mich dieses wechselnde Wetter etwas an. Auf dieser Etappe, mit Sightseeingtouren und Museumsbesuchen, ist das Wetter ja eher noch zweitrangig. Hoffentlich haben wir im Allgäu aber mehr Glück. Bei dem Wetter wären Bergtouren einfach kaum möglich. Und die prägen nun mal die zweite Etappe unseres Trips.