03. Juli 2021

Auf nach Lindau

Dank Ohrenstöpsel und Schlafmaske habe ich heute wirklich gut geschlafen. Ich krieche aus dem Zelt, mache mir den ersten Kaffee des Tages und kurze Zeit später ist auch Björn dabei sein Frühstück zu machen. Meinen letzten, selbst portionierten, Beutel Müsli habe ich gestern gefrühstückt, heute gibt es Fertig-Schoko-Porridge vom Aldi. Das Zeug schmeckt erstaunlich gut und eine Portion macht auch gut satt. Das wird auf alle Fälle auf die Liste der geeigneten Lebensmittel gesetzt. Da wir heute jede Menge Zeit haben lassen wir das Einpacken relativ ruhig angehen und verlassen erst gegen Mittag den Platz.

 

Die knapp 2 Kilometer bis zum Hafen Hagnau sind schnell zurückgelegt. Da wir bis zur Abfahrt unseres Schiffes dann noch knapp eine Stunde Zeit haben, bummeln wir noch etwas durch Hagnau und suchen uns dann eine schöne Bank und warten dort bis wir zum Anlieger gehen und das Schiff besteigen. Wir suchen uns einen Platz am Oberdeck und machen es uns bequem. Nicht wirklich das was man eigentlich bei einer Trekkingtour macht, aber wir freuen uns trotzdem auf die, ca. 2,5 stündige, Schifffahrt bei schönem Wetter. Und da mich die Speisekarte anlacht bestelle ich mir einen Milchkaffee und ein Stück Kuchen. Kurze Zeit später macht es mir Björn nach. Wir genießen Kaffee, Kuchen und die Aussicht vom Oberdeck. Als wir zahlen fragt der Kellner ob es uns geschmeckt hätte und ob alles recht gewesen wäre. Wir bestätigen, dass uns sowohl Kaffee und Kuchen geschmeckt haben und wir auch mit dem Service zufrieden seien. Darauf werden wir, etwas verschüchtert, gefragt ob wir eventuell eine positive Google-Bewertung schreiben könnten. Das Schiff gäbe es noch nicht so lange und man würde sich über ein paar positive Bewertungen bei Google riesig freuen. Klar machen wir das. Warum auch nicht. Als Danke bekommen wir dann beide noch einen Espresso ausgegeben. Aber auch ohne den wäre meine Bewertung gut ausgefallen. Ganz ehrlich jetzt.

 

Um 15:50 Uhr erreichen wir pünktlich Lindau und beschließen sofort zum Campingplatz zu gehen. Die ca. 6 Kilometer sollten ja mal ein Klacks sein, oder? Auf der Insel und in der Altstadt macht der Weg echt noch Spaß, aber je weiter wir davon wegkommen um so unschöner wird die Gegend. Der Weg führt uns entlang der Bahntrasse, an einem riesigen Bahnhofsareal entlang, durch trostlose Industrie und Gewerbegebiete. Das ganze hat etwas den leicht demoralisierenden, trostlosen Charme den ich aus einigen Gegenden in Norditalien kenne. Hinzu kommt, dass der, wahrscheinlich schönere, Uferweg, auf weiten Strecken, auf Grund von akuter Baumbruchgefahr, gesperrt ist. So ziehen sich diese paar Kilometer wie Kaugummi und machen so was von keinen Spaß. Mein Tipp: Wenn ihr jemals von Lindau Insel zum Parkcamping am See wollt, nehmt den Bus.

 

Am Campingplatz angekommen werden wir wieder nett begrüßt und wir fallen schon wieder auf. Wo wir denn herkämen und wo wir noch hin wollten und das ganze wirklich meist zu Fuß, werden wir gefragt. Wir erzählen etwas über unseren bisherigen Trip und über das was wir noch vorhaben. Wir ernten Erstaunen und Bewunderung und erhalten einen wirklich tollen Tipp. Die nächste Etappe soll ja eine Bahnüberführung nach Immenstadt sein, da sich die Strecke von Lindau nach Immenstadt einfach, mangels geeignet gelegener Campingplätze, nicht sinnvoll wandern lässt. Dank der Gästekarte ist der ÖPNV, im Gültigkeitsgebiet dieser, kostenfrei und wir können so bis kurz vor Immenstadt diese nutzen. Toll, das entlastet die Urlaubskasse wieder etwas.

 

Hier dürfen wir direkt zwischen zwei Zeltwiesen auswählen. Wir entscheiden uns für die, die näher an den Sanitäranlagen liegt. Wenn es nachts wieder regnen sollte und man wegen eines menschlichen Bedürfnisses doch das Zelt verlassen muss, ist es eventuell ganz nett die Sanitäranlagen auf kurzem Wege zu erreichen. Als wir die Zeltwiese erreichen, muss ich etwas schmunzeln. Ich habe fast das Gefühl auf einer Decathlon-Verkaufsschau aufzubauen. Aber ein paar schicke Zelte gibt es da schon. Jetzt nicht zum Trekking geeignet aber für den Fall, dass ich mal einen Urlaub, mit einem festen Campingplatz, anstatt einer Ferienwohnung etwa, als Ausgangspunkt für Tagestouren, planen sollte gibt es da schon einige größere Zelte die mich interessieren würden. Heute aber sind wir mit unseren Ultralight-Zelten, neben einem Radwanderer der auch eines hat, die absoluten Zeltexoten.

 

Und natürlich, wie könnte es auch anders sein, kurz nach dem Aufbau der Zelte regnet es mal wieder ausgiebig. Aber immerhin wird es später wieder trocken und wir können noch einen schönen Abend am Ufer des Sees verbringen. Wir lassen Steinchen über das Wasser tanzen, na gut Björn lässt sie tanzen, ich versenke sie eher und genießen das nun wieder trockene und warme Wetter. Spät abends verziehen wir uns in die Zelte und hoffen, dass das Wetter morgen hält. Morgen soll es nach Lindau zur Sightseeingtour gehen.